Zanskar Rescue Team / Ladakh Mountain Rescue

Unsere Partner Bergrettung im  Zentralhimalaya,  das „Zanskar Rescue Team“:

Angefangen hat alles 2010, wo Yeshi Dorje aus dem Dorf Tungri in Zanskar, uns quer durch das Zentral Himalaya geführt hat. Auf dem Weg haben wir uns viel über das Bergrettungswesen in Österreich unterhalten und der Möglichkeit so eine Organisation in Zanskar aufzubauen. Diese Freundschaft hat gehalten und so durften wir 2017 vom Projekt Zanskar Health Association von  Yeshi und seiner Frau Rebecca, einer Schweizer Ärztin, erfahren. Yeshi hat nicht gezögert uns um Unterstützung bei der Ausbildung von Bergrettern in Tungri zu bitten.

 

Zanskar ist ein entlegenes Tal im indischen Himalaya zwischen Tibet und Kaschmir. Die Einwohner gehen mehrheitlich ihrer traditionellen Landwirtschaft nach und leben in Dörfern, die auf einer Höhe von 3500 und 4500m liegen. Bereits im Sommer benötigt der Besuch dieses Tales eine mehrtägige Reise. Schnee isoliert die Bewohner für mindestens 6 Monate im Jahr in ihrem Tal. Die einzige Möglichkeit während des Winters, aus dem Tal zu gelangen, ist ein mehrtägiger, gefährlicher Fußmarsch auf dem gefrorenen Zanskar Fluss.

 

In Zanskar leben ca. 15.000 Menschen, verteilt auf viele kleine Dörfer.   Bei einer Erkrankung oder bei einem Unfall können sie nicht auf ein lokales Rettungsteam zählen. Eine Gruppe von Ärztinnen Ärzten aus der Schweiz und Österreich, rund um Rebecca und Yeshi haben im Februar 2018 mit der Ausbildung von Zanskaris in Rettung und Notfallmedizin begonnen. Gleichzeitig wurde eine kleine Krankenstation im Dorf Tungri eröffnet.

 

Unserer Partner „Zanskar Rescue Team“  ist in erster Linie dafür da, kranke Menschen aus den entlegenen Dörfern in die Ordination oder in das Krankenhaus Padum zu transportieren.  Viele Dörfer sind nur über steile Fußwege erreichbar.

 

Im August 2018 reisten drei Mitglieder der Bergrettung Lech (Manfred Meusburger, Raphael Meier, Marcel Ziegler) und Steve Long, dem technischen Leiter des internationalen Bergsteigerverbandes (UUIA) nach Tungri. Steve hat bereits im Februar die Ärzte begleitet. Mit im Gepäck hatten wir Rettungstragen, Thermosäcke, Seile und weiteres notwendiges Material. Nach einem herzlichen Empfang durch Sonam, Thuckjay, Stanzin, Thuckjay Tundup,  unseren lokalen Bergrettern und der Familie von Yeshi, unseren Gastgebern, starteten wir gleich am nächsten Tag mit einem sehr intensiven Training.

 

In den kommenden 6 Tagen stand die Wiederholung der im Februar erlernten Grundlagen, Seil & Knotenkunde, Umgang mit der Gebirgstrage, Patientenlagerung, Verankerungen & Standplatzbau, Aktives und passives Abseilen, Bergetechniken und Einsatzabwicklung auf dem Plan.

An zwei Tagen hat das Training auf  einem 5000m hoch gelegenen Gletscher stattgefunden um Bergungen auf Schnee und Eis zu trainieren. Gleichzeitig wurden Grundlagen in Schnee & Lawinenkunde inklusive Lawinenverschütteten Suche vermittelt.

Die Teilnehmer konnten bei den verschiedensten Notfall-Szenarien, ihr Erlerntes jeden Tag unter Beweis stellen. Wir alle waren sehr beeindruckt von der Motivation, dem Teamgeist und dem Können der zukünftigen Bergretter. Zum Abschluss haben wir Strategien für die Zukunft ausgearbeitet. Es sollen regelmäßig Übungen stattfinden und neue Mitglieder angeworben werden.  Der Plan ist, weitere Orte wie Ralakung, zu integrieren. 

 

Was uns am meisten während unseres Aufenthaltes beeindruckt hat, war wie die Menschen in Zanskar miteinander umgegangen sind, die Freude bei der täglichen Arbeit, das viele Lachen, der gegenseitige Respekt und wie sie gemeinsame Ziele in den Vordergrund stellten. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen in Tungri haben uns berührt. Wir freuen uns eines Tages nach Zanskar zurückzukehren zu dürfen.

 

Unsere Partner Bergrettung „Ladakh Mountain Rescue“ in Nordindien:

Nach unserem ersten Ausbildungskurs 2018 in Tungri-Zanskar im Zentralhimalaya, hat uns Mr. Motup, Eigentümer von Rimo Expeditions, ein Pionier im Trekking & Berg Tourismus in Ladakh-Leh zu einem Abendessen eingeladen. Mr. Motup hat uns beeindruckt mit seinen Visionen, Fortschritt für die Menschen in Ladakh und Zanskar zu ermöglichen.

 

Eines seiner Ziele war es, 2019 einen Mountain Leadership und einen Mountain Rescue Kurs, in Leh der Hauptstadt der Region, zu organisieren. Bald konnten wichtige Partner wie ALTOA (All Ladakh Tour Operator Association), LMGA (Ladakh Mountain Guide Association) und weitere offizielle Partner für seine Idee gewonnen werden.

Die ständig wachsende Anzahl an Trekking & Abenteuer Touristen, vor allem aus Indien selbst, machen es notwendig, eine professionell organisierte Rettungsorganisation für Bergunfälle, auf die Beine zu stellen. Bis jetzt wurden Rettungseinsätze immer spontan organisiert.

 

Anfang 2019 wurde vereinbart, dass wir als Bergrettung Lech, den Mountain Rescue Kurs und Steve Long von der UUIA den Mountain Leadership Kurs, vor Ort durchführen werden. Im Juni war es dann soweit, das Team aus Lech (Daniel Walch, Franz Josef Schmutzer, Markus Amann, Manfred Meusburger) reisten hoch motiviert nach Leh-Ladakh, wo die Kurse stattfanden.

 

Gleich am Anfang war unsere Überraschung groß, ob der Teilnehmerzahl für die Kurse. Insgesamt haben sich für beide Kurse 45 Teilnehmer angemeldet. Wir mussten sogar die Zahl der Teilnehmer für den Rescue Kurs auf 20 Teilnehmer beschränken. Auch die Bergretter aus Zanskar waren angereist (2 Tage Reise in jede Richtung) und haben ihre neuen Mitglieder aus Tungri und Ralakung mitgebracht. Darunter auch der Amchi (traditioneller Medizinmann) aus Ralakung. Tsephel aus Tungri, die ursprünglich als Übersetzerin mitgekommen ist, konnten wir überzeugen am Kurs teilzunehmen.  Sie und Dolker aus Leh (sie stand schon am Gipfel des Everest), sind jetzt die ersten Bergretterinen in Ladakh & Zanskar.

 

Nach mehreren, schönen Willkommensveranstaltungen, Sightseeing in Leh und Umgebung mit Rigzin, einem der Organisatoren und Teilnehmer des Trainings, wurde der Kurs durch eine beeindruckende Eröffnungszeremonie gestartet. Der Kurs war für 10 Tage angesetzt.

Nach der Einführung in Seil & Knotenkunde, Erste Hilfe & Lagerung ging es die nächsten Tage in den bestens geeigneten und wunderschönen Klettergarten in Shey. Auf dem Programm standen Standplatzbau, Seilgeländer, Aktiv und Passiv Abseilen, gesicherter Abtransport von Patienten mit der Trage in unterschiedlichem Gelände,  Abseilen mit Patienten in der Rolltrage, Flaschenzüge, Schnee & Lawinenkunde Grundlagen, Lawinenrettung, Routenwahl und richtiges Verhalten im Gelände. Aufgrund der gewaltigen Fortschritte konnten wir sogar den Bau von Seilbahnen und Kaperbergungen in Felswänden trainieren.

 

Unser Plan, jedes neue Thema vorzuzeigen und dann die Teilnehmer eigenständig üben zu lassen, hat sich bewährt.  Im Fall von Sicherheitsbedenken, was so gut wie nie vorgekommen ist, haben wir unterstützend eingegriffen.  Die Teilnehmer waren ausgezeichnete Teamarbeiter, die sich in jeder Situation gegenseitig unterstützt haben. Das gemeinsame Erreichen eines Zieles ist immer im Vordergrund gestanden. Eine sehr schöne Erfahrung, die wir schon im Jahr davor in Tungri gemacht haben.

Wiederholungen haben immer in Form von Notfall-Szenarien und Einsatzübungen stattgefunden. Die soziale Kompetenz und Empathie der Teilnehmer hat uns bei jeder Einsatzübung wieder beeindruckt. Auch wir haben viel gelernt von den Bergretterinnen und Bergrettern aus Ladakh und Zanskar.

 

Zum Abschluss haben wir einen Tag verwendet über Organisationsstruktur, Ausrüstung, Finanzierung und Ausbildung zu sprechen. Als Höhepunkt des Kurses durften wir die Gründung der Bergrettung Ladakh (Ladakh Mountain Rescue) nach Vorbild der Bergrettung Vorarlberg, begleiten. 

 

Zum offiziellen Abschluss haben die Organisatoren eine sehr persönliche und bewegende Feier organisiert. Bei Volksmusik und Tänzen, haben Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die Bedeutung einer Bergrettung für die Region zum Ausdruck gebracht. Sie sicherten dem Projekt die volle  Unterstützung zu.  Stolz über das Erreichte, durften die Teilnehmer und Trainer Zertifikate entgegennehmen. Ein letztes gemütliches Zusammensein mit allen, bei einem typischen Abendessen, hat uns den Abschied nicht leichter gemacht.

Wir sind uns einig, dass wir schon lange nicht mehr so viele gelacht haben und eine unglaubliche Gastfreundschaft erleben durften. Vor allem haben wir vorgelebt bekommen, wie man mit Teamarbeit und Empathie viel erreichen kann. Unser Team ist sich einig, wir werden unsere Partner Bergrettung in Ladakh mit allen unseren Möglichkeiten unterstützen. Wir freuen uns schon sehr auf den nächsten Kurs bei unseren Freunden in Ladakh.

 

Text: Manfred Meusburger 2019